Körperwaffen
Hebel, Schläge, Tritte
Die Kriegskunst des taijutsu ist eine Kampfmethode, die nicht nur aus Schlägen, Würfen oder Haltegriffen besteht. Der ganze Körper wird als Verteidigungswaffe eingesetzt. Das japanische Wort ken steht als Begriff für alle natürlichen Waffen. Genauso wie sich die Kampfstellungen den Umständen ständig anpassen, passen sich auch die natürlichen Waffen ständig der Situation an. Aus greifenden Händen werden schlagende Fäuste, und daraus vielleicht wieder Klauenhände. Und aus tretenden Füßen werden vielleicht Kniestöße. Hüfte und Schulter werden zum Hebeln und Rammen eingesetzt.
Ein anderes charakteristisches Merkmal des Ninjutsu ist, das die Dynamik der natürlichen Waffen eingesetzt wird. Es wird nicht einfach pure Muskelkraft eingesetzt, um einen starken Schlag auszuführen, sondern ein Zusammenspiel von Körperenergie, ausgeglichenem Körper und Atemkontrolle werden eingesetzt, um eine furchtbare, niederschlagende Wirkung zu erzielen. Diese natürliche Kraft wird zusammen mit Geschwindigkeit und der wissenschaftlichen Kenntnis über schwache Punkte am Menschlichen Körper zu einer tödlichen und effektiven Waffe.
Kikaku ken – Dämonenhorn
Die Knochenstruktur des Kopfes – vor allem die Stirn – wird benutzt, um zuzuschlagen, zuzustoßen, zu rammen oder die Gelenke des Feindes zu dehnen. Wird man von Hinten ergriffen, kann man dem Feind mit dem Hinterkopf furchtbare Schmerzen zufügen, indem man den Kopf Rückwärts in sein Gesicht schlägt. Der Kopf kann auch gegen das Brustbein oder das Kinn gerammt werden.
Shuki ken – Ellenbogen
Die Knochenstruktur des Ellenbogen kann gegen die Knochen der Arme, des Torso, des Kopfes eingesetzt werden und er kann auf empfindliche Punkte des Körpers drücken. Mit dem Schwung des ganzen Körpers wird der Ellenbogen auch im Nahkampf zu einer furchtbaren Waffe.
Sokki ken – Knie
Das Knie wird ähnlich wie der Ellenbogen gegen Gliedmaße, Torso und Kopf eingesetzt. Das Knie erreicht auch Stellen des feindlichen Körpers, die für Schläge oder Tritte schwer zu erreichen sind.
Shitō ken – Fingerschwert
Auch Hisoken (Verborgener Speer)
Die Spitze des Daumens wird eingesetzt, um in die halbweichen Ziele des feindlichen Körpers zu stechen und um gegen empfindliche Punkte Druck auszuüben. Vor allem Zonen, in denen Muskeln die die Knochen bedecken, wie die Arme, Rippen und der Nacken werden mit dem Daumen angegriffen.
Shishin ken – Fingernadel
Die Fingernadel wird auf kurze Entfernung gegen weiche oder halbweiche Ziele wie das Gesicht, den Nacken, Solarplexus oder den Unterarm eingesetzt.
Shitan ken – Fingerenden
Die Finger werden als Haken eingesetzt, um die empfindlichen Zonen des Feindes zu zerreißen, zu greifen oder zu zerdrücken. Die Fingerspitzen unterstützen den Druck und die Fingernägel erhöhen den Schmerz. Diese Waffe kann gut gegen den Hals, die Hand oder Augen und Mund eingesetzt werden.
Sie ist noch in verschiedenen Variationen vorhanden (san shitan ken, mit drei Fingern) oder gestützt durch den Daumen (shi shitan ken, san shitan ken).
Kiten ken – Eine Wende erzeugen
Die Handkante der offenen Hand kann gegen Knochen der Arme, Beine, des Nackens und des Kopfes eingesetzt werden. Der Schlag wird mit einem Winkel in der Hand von 90° angesetzt und erst kurz vor dem Ziel geöffnet. Der ganze Körper wird hinter den Schlag gesetzt und das Ziel wird nur einen kurzen Bruchteil berührt, doch sollte das ausreichen um ihn von den Füßen zu reißen.
Gyokakuken – Vereinte Hörner
Zeigefinger, Mittelfinger und Ringfinger werden wie ein Dreizack geformt. Mit den Spitzen der Finger kann man gegen weiche Teile des Körpers stechen, wie z. B. den Hals.
Shu ken – Schnabel
Alle Finger werden auf einen Punkt zentriert, so dass die Hand die Form eines Schnabels bekommt. Mit der konzentrierten Kraft aller Finger auf eine relativ kleine Fläche eignet sich dieser Schlag besonders auf Muskeln und Druckpunkte.
Shikan ken – Finger-Ring
Die Fingerknöchel werden gegen die großflächigen Zonen der Knochen eingesetzt, wie z. B. die unteren Rippen, das Brustbein und das Gesicht. Die Finger sind halb zusammengefaltet, und die Knöchel der mittleren Finger werden als Waffe eingesetzt. Der ganze Körper wird hinter den Schlag gelegt und die Knöchel schießen geradeaus ins Ziel.
Diese Faust gibt es in Variationen, wobei auch zwei, drei, vier Knöchel eingesetzt werden können.
Koppō ken – Knochen
Die Faust wird wie bei fudō ken gehalten, nur der Daumen liegt seitlich an und der Knöchel des Daumen trifft das Ziel.
Shako ken – Krabbe
Die Finger sind gespreizt und gebogen, so dass die Hand eine Klaue formt. Diese Waffe wird gegen die weichen Körperstellen eingesetzt. Die Handfläche wird zum rammen oder brechen eingesetzt, und die Finger als Rechen. Das Gesicht, der Hals, der Bauch, die Leisten, die Muskeln des Oberkörpers und die Innenseiten der Oberschenkel sind effektive Ziele dieser Waffe.
Happa ken – Achtblättrig
Diese Faust ist die Handfläche der geöffneten Faust. Mit der Handfläche kann man gleichzeitig auf beide Ohren schlagen und so das Trommelfell zerreißen.
Fudō ken – Unbeweglich
Die normale Faust wird gegen Knochen geschlagen. Sie kann mit verschiedenen Zonen treffen: mit der Vorderseite, der Unterseite, der Außenseite, etc. So können die Knochen zerbrochen werden und der Gegner zu Boden geschlagen werden.
Soku yaku ken – Tanzender Fuß
Die Unterseite des Hackens und die Fußsohle werden benutzt um in halbweiche oder harte Zonen des Feindes zu treten. Der Tritt kann z. B. gegen das Knie eingesetzt werden, wo er dann von oben herab getreten wird, oder gegen höhere Bereiche. Der Fußtritt wird nicht getreten und schnell zurückgezogen, sondern durch den Feind hindurchgetreten.
Zenpō geri – Vorwärtstritt
Gerader Tritt nach vorne. Kann in verschiedenen Höhen getreten werden. Der Hacken oder die Unterseite des Fußes treffen das Ziel.
Sokuyaku suiteiken – Horizontaler Tritt
Das Bein wird horizontal nach vorne getreten, der Fuß trifft seitlich auf das Ziel.
Sokuhogeri – Seitwärtstritt
Das Bein wird seitwärts herausgetreten, der Oberkörper bleibt nach vorne gerichtet.
Kō ken – Haken
Das Bein wird hakenförmig nach hinten getreten, um z. B. einen Gegner zu Fall zu bringen.
Kōhōkeri – Rückwärtstritt
Das Bein wird bei abgesenktem Oberkörper nach hinten herausgetreten.
Kagi kōhō keri – Rückwärtshakentritt
Man tritt nach hinten aus und trifft mit der Fußsohle. Kann beim Befreien aus einer Umklammerung benutzt werden.
Kata ashi tobi keri – Einbeiniger Sprungtritt
Man spring mit einem Bein ab und richten den Körper und die Arme in Sprungrichtung.
Ryo ashi tobi keri – Zweibeiniger Sprungtritt
Man spring mit beiden Beinen ab und hält sie während des Sprungs zusammen. Der Sprung ist sehr schwer aber auch sehr effektiv, weil die Gesamte Wucht des Körpers den Gegner trifft.
Ryo yoku keri – Zweibeiniger Flügeltritt
Dieser Tritt wird meist angewendet, wenn man von einem erhöhten Standpunkt aus auf den Feind herabspringt.
Soku gyaku ken – Umgekehrter Fuß
Die Spitzen der Zehen werden benutzt, um gegen weiche oder halbweiche Ziele des Körpers zu treten. Gegen Bauch, Nacken und die Muskeln der Arme und Beine. Der Tritt wird mit einem Schwung gegen das Ziel getreten, die Zehen fest zusammengepresst, um sich gegenseitig zu stützen.
Omote soku gyaku ken no keri
Bei omote soku gyaku ken no keri wird die Sohle des Fußes nach innen gedreht und trifft auf den Gegner wenn sie vor dem Körper zentriert steht.
Shizen ken – Natürliche Körperwaffen
Die oben gezeigten Techniken sind nur ein Teil der verfügbaren Techniken, shizen ken (Natürliche Körperwaffen) und taiken (Totale Körperwaffen) bieten unzählige Variationen der einzelnen Körperteile. Schultern, die Rückseiten der Handgelenke, die Fingernägel, die Zähne, das Körpergewicht, was immer man sich vorstellen kann wird als Waffen eingesetzt.