Organisation der Ryū

Jōnin

Die Ninja entwickelten ein spezielles System, um die Geheimhaltung ihrer Organisation zu sichern. Drei verschiedene Ränge wurden entwickelt, jeder mit seinem speziellen Fachgebiet und seiner eigenen Verantwortung.

An der Spitze eines Ryū stand ein Führer als Oberhaupt der Organisation. Die jōnin kontrollierten die Aktivitäten und entschieden, was seine Ninja zu welchem Preis ausführten. In größeren Ryū war der jōnin ein weiser Mann, der bestens über alles informiert war. Seine Entscheidungen traf er auf der Grundlage eines philosophischen Verständnisses der Gesamtheit des Universums. Der wahre jōnin war ein Verfechter der Harmonie, der den Unterdrückten half, ohne große Ehre zu erwarten oder große Chancen auf seiner Seite.

Seine Verwundbarkeit hielt er gering, indem er seine wahre Identität gegenüber fast aller seiner Agenten verborgen hielt. So war es seinen Agenten nicht möglich, selbst unter größter Folter, seine Identität zu enthüllen oder sie an Rivalen zu verkaufen.

Ebenso konnte der jōnin verschiedene Agenten unabhängig voneinander auf ein und die selbe Mission schicken, um den Erfolg zu sichern. Indem er von jedem seiner Agenten ein Bild der Situation erhielt konnte er sein komplettes Bild vervollständigen.

Dieses System der Unsichtbarkeit wird heute von zahlreichen Verbrecherorganisationen aus ganz ähnlichen Gründen benutzt.

Chūnin

Für den jōnin arbeitet eine Gruppe von Mittelsmännern. Diesen chūnin oblag die Aufgabe, die Worte des jōnin richtig zu interpretieren und die Aufträge richtig ausführen zu lassen. Ein chūnin wusste, wie eine Operation erfolgreich ausgeführt werden konnte, und welchen Agenten er die verschiedenen Aufgaben übertrug. Er garantierte auch die Anonymität und Sicherheit des jōnin.

Wenn ein Auftraggeber die Dienste eines Ninja-Clans in Anspruch nehmen wollte, dann entsandte er einen Boten in ein Gebiet, in dem sich bekanntermaßen chūnin aufhielten. Dies konnte ein entlegenen Gebiet sein, oder aber Fischerdörfer oder Vergnügungsviertel. Der chūnin setzte sich dann mit dem Boten in Verbindung, wobei er jedes Mal anders verkleidet den Kontakt aufnahm. Der chūnin informierte des jōnin über den Auftrag. Dieser wog dann die Beweggründe ab und ließ zuerst Hintergrundinformationen einholen, bevor er einwilligte oder ablehnte. Aber auch der Auftraggeber vertraute den Ninja in der Regel nicht gleich, sondern ließ zuerst einen fingierten Auftrag ausführen. Denn Verrat und Intrigen waren damals an der Tagesordnung. Es gab einige Ninja-Ryū, die bestimmten Häusern loyal ergeben waren, andere die das Haus unterstützten, das ihre Ziele verfolgten und wieder andere Clans, die jedem Auftrag annahmen, wenn das Honorar stimmte. Diese niederen Clans, die oft ohne die Weitsicht eines jōnin handelten, trugen zum schlechten Ruf des Ninjutsu erheblich bei.

Als Offiziere nahmen die chūnin nur selten aktiv an einer Operation teil. Natürlich beinhaltete ihr Training Kampftechniken und Spionagetechniken, aber ihre Fachgebiete waren Strategie und effektives Anführen.

Genin

Die ausführenden Agenten wurden genin genannt. Ihre Aufgabe war es die Pläne durchzuführen. Die genin waren es, um die sich all die fantastischen Legenden woben. Sie waren diejenigen, die am Ende den Mord ausführten, die Brücke sabotierten oder die Tore einer Festung für die eigenen Truppen öffneten. Sie lebten in der ständigen Gefahr, bei ihren Aufträgen entdeckt zu werden und mussten auf sich alleine gestellt überleben können.

Sie hatten nur zu den chūnin Kontakt und kannten den jōnin üblicherweise nicht, damit dessen Identität geheimgehalten werden konnte.

Wenn sie nicht einen Auftrag ausführten lebten sie mit ihren Familien in kleinen, geheimen Dörfern, die in schwer zugänglichen Berg- und Sumpfgebieten lagen. Sie lebten dort und erweckten den Anschein Bauern oder Fischer zu sein. Sie trainierten im Geheimen und nicht einmal ihre Nachbarn wussten etwas von ihrem tödlichen Gewerbe. Oft arbeiteten zwei Gruppen von genin für den selben jōnin, ohne etwas davon zu wissen.


Text: Stefan Imhoff