Bewusstsein und Geist

Der Geist als Brücke zum Bewusstsein

Der Geist ist eine Brücke zwischen unserem Bewusstsein und unserem Körper. Er interpretiert die vom Organismus aufgenommenen Eindrücke.

Unser Universum besteht aus Vibrationen verschiedener Wellenlängen. Feste Materie hat einer sehr niedrige Vibrationsrate. Dann folgen Geräusche, Hitze, Elektrizität, Licht und schließlich Gedanken. Auch innerhalb der Erscheinungen bestimmt die unterschiedliche Wellenlänge, wie wir die Erscheinung aufnehmen. Bei Licht unterscheidet die Wellenlänge den Farbton und bei Geräuschen die Tonhöhe.

All diese Erscheinungen sind jedoch vom Empfänger abhängig und werden von verschiedenen Wesen unterschiedlich aufgenommen. Verschiedene Tiere hören im Bereich des Ultraschalls, oder sehen Ultraviolettes Licht. Kürzlich ist sogar bewiesen worden, das Frauen mehr Rottöne sehen können als Männer. So ist es ihnen Möglich besser die Gefühle anderer an den verschiedenen Rottönen der Haut zu erkennen.

Wellenlängen und Vibrationsraten waren den Ninja des Mittelalter zwar noch nicht bekannt, doch war für sie klar, das alles irgendwo in diesem Universum seinen Platz hat. Und somit auch, dass keine Handlung unabhängig von einer anderen ist. Auch Phänomene, die auf den ersten Blick von anderen vollkommen unabhängig zu sein scheinen stehen auf irgendeine Weise in Verbindung zueinander.

Die Ninja beobachteten und beeinflussten ihre Umwelt, indem sie ihre Gedankenwellen auf die gleiche Vibrationswelle wie ihre Umwelt brachten.

Die eigenen Sinne verbessern

Um seine Sinne wieder zu erwecken, macht der Ninja sich zuerst bewusst, wie sehr er sie in der Vergangenheit eingeschläfert hat. Genau wie beim Kampftraining zuerst eine natürliche Bewegung erlernt wird, so wird auch die natürliche Auffassungsgabe der Sinne wieder erweckt. Um die Gerüche wieder zu erwecken achtet der Ninja einige Zeit lang intensiv auf alle Gerüche, auf die feinen Nuancen, die man normalerweise gar nicht wahrnimmt, genau wie starke Gerüche. Auch schlechte Gerüche werden einfach nur wahrgenommen, ohne sie zu werten.

Um den Geschmackssinn wieder zu erwecken achtet der Ninja einige Zeit nur auf Geschmack und kaut länger, intensiver oder erweitert seinen Speiseplan.

Um die Augen zu erwecken achtet der Ninja einige Zeit besonders intensiv auf alle visuellen Eindrücke, die er wahrnehmen kann. er konzentriert sich auf die verschiedenen Farbnuancen, die der Himmel beim Sonnenuntergang hat. Er experimentiert mit der Schärfeneinstellung der Augen, mit verschiedenen Distanzen und Formen.

Den Tastsinn erweckt der Ninja, indem er sich auf Berührungen seines Körpers, Anspannungen, Wärme und Kälte oder Oberflächen konzentriert. Er berührt während dieser Zeitspanne besonders viele Gegenständen und gleitet mit geschlossenen Augen über deren Oberfläche.

Um das Gehör wieder zu erwecken, achtet der Ninja besonders auf Geräusche und Musik. Er achtet nicht nur auf die lauten Geräusche, wie Straßenlärm, sondern auch auf die Geräusche, die man normalerweise nicht wahrnehmen würde. Er versucht, der Stille zuzuhören und herauszuhören, nach was die Stille klingt. Oder er beobachtet, wie sein Körper auf verschiedene Musik reagiert.

Alle diese bewusstseinsfördernden Übungen sollen nur eine Anregung darstellen, es gibt noch weit aus mehr Möglichkeiten, seine Sinne zu verbessern.

Sinnesentzug zur Sinneserweiterung

Man kann seine Sinne auch durch zeitweiligen Sinnesentzug verbessern.

Takamatsu Sensei berichtete, dass er während seiner Zeit der Askese auf einem abgelegenen Berg durch die Einsamkeit seine Sinne derart stärkte, dass er riechen konnte, wenn sich ein Mensch näherte, er konnte sogar das Geschlecht auf weite Entfernung riechen.

Einige Ninja benutzten keine Gewürze oder besonders scharfe, salzige oder bittere Lebensmittel, um bei einem Gericht sofort eine Vergiftung feststellen zu können.

Im Regenwald von Südamerika gab es Indianervölker die sich in dunklen Kammern in Wasserbäder legten, um jeden Sinneseinfluss abzuschalten. Auf diese Weise verbesserten sie ihre Sinne sehr stark.

Mit allen Sinnen leben

Wichtig ist für einen Ninja, dass er sich seinen Sinnen hingibt. Einige pervertierte Systeme oder Religionen wollen einem weis machen, man solle sich beherrschen und auf diese teuflischen Gelüste wie gutes Essen, Sex oder andere Sinnesfreuden verzichten. Zu einem erfüllten Leben gehören aber alle Aspekte dazu, die ein Lebewesen ausmachen. Unser Körper und unsere Sinne sind ein Teil von uns, und es ist falsch sich Selbstverleugnung, Zwängen oder Ablehnung von Freuden hinzugeben um ein erhöhtes Bewusstsein oder eine erhöhte Stufe zu erreichen.


Text: Stefan Imhoff