Takamatsu Toshitsugu

Geburt

Takamatsu Toshitsugu wurde im 22. Jahr der Meiji-Periode, am 10. März 1889 in Akashi in der Provinz Hyogo, Japan geboren. Sein Name war Hisatsugo, er änderte ihn jedoch später in Toshitsugu. Als Kind wurde er Jutaro genannt.

Im Laufe seines Lebens hatte Takamatsu noch viele Namen: Nakamushi (Heulsuse), Kikaku (Dämonenhörner), Kotora (Kleiner Tiger), Moko no Tora (Mongolischer Tiger) und nach seinem Tode Bujin (Göttlicher Krieger). Sein Schüler Hatsumi Masaaki nannte ihm zu Ehren die 9 Traditionen Bujinkan.

Zeit seines Lebens litt Takamatsu unter zu niedrigem Blutdruck und trank deshalb jeden Tag ein Glas Salzwasser. Er malte gerne am Morgen, ging jeden Tag um 21 Uhr zu Bett und stand um 6.30 Uhr auf, dann rubbelte er sich mit einem nassen, eiskalten Handtuch ab.

Er nahm drei Malzeiten zu sich, die aus Bohnenpaste, Sesam, Gemüse und Buchweizenmehl bestanden. Dazu aß er auch noch viele kleine Fische.

Takamatsu soll nie Aufwärmübungen vor dem Training gemacht haben, selbst wenn er mit echten Waffen kämpfte. In einem echten Kampf habe man auch keine Zeit sich warm zu machen, sagte er immer.

Als er das erste Mal im Fernsehen Judō sah, soll er entrüstet gewesen sein, weil sie in dem Sport während einer Technik den Rücken durchbogen.

Kindheit

Er wurde noch vor seinem ersten Lebensjahr von seiner leiblichen Mutter Fushi getrennt und hatte bis zu seinem zwanzigsten Lebensjahr neun verschiedene Pflegemütter.

Sein Vater war Takamatsu Yasaburo, auch als Takamatsu Gishin bekannt. Er wechselte oft den Beruf, er war Vertreter für Sanyo Railroad, später besaß er eine Streichholzfabrik in Kobe.

Takamatsu besuchte die Akashi no Miyas English School und später eine chinesische Bildungsschule. Er war ein schwächliches und wehleidiges Kind, weshalb er den Spitznamen Heulsuse hatte.

Grausames Training bei Meister Toda

Sein Vater wollte, dass aus ihm ein starker Krieger würde. Deshalb begann er im Alter von neun Jahren auf Wunsch des Vaters Kampfkünste zu studieren. Dazu ging er in das Dōjō seines Onkels Toda Shinryuken Masamitsu in Kobe, der dort zugleich noch eine Chiropraxis betrieb. Toda war ein Samurai aus der Region Iga, dessen Vorfahren Ninja waren, was jedoch erst nach Takamatsus Tod herauskam. Er war Schwertlehrer auf einer Militärschule der Tokugawa gewesen.

Takamatsu Sensei im hohen Alter

Takamatsu Sensei im hohen Alter

Toda brachte Takamatsu jedoch keine Techniken bei, sondern stieß ihn mit seinen Schülern im Dōjō herum und probierte Würfe an ihm aus. Takamatsu schwor sich nie mehr in das Dōjō zu gehen, kam jedoch jeden Abend wieder.

Jeden Tag kam er mit blutenden Ellenbogen und Knien nach Hause. Takamatsu erinnerte sich, er habe sich jeden Tag gefühlt, wie ein Lamm auf dem Weg zum Schlachthaus. Doch bald wurde er stärker und legte an Gewicht zu.

Nach einem Jahr brachte Meister Toda ihm die ersten Techniken der Shinden-fudo-Ryū bei. Toda erkannte, dass Takamatsu sehr begabt war Budo zu erlernen. Mit dreizehn Jahren beherrschte er den Shinden-fudo-Ryū.

Während er auf die Akashi no Miyas English School in Kobe ging besuchter er noch eine chinesische Bildungsschule. Jeden zweiten Tag ging er in das Dōjō von Mizuta Yoshitaru Tadafusa und lernte das Takagi-yōshin-Ryū jū tai jutsu.

Gleichzeitig lernte er von Toda das Togakure-Ryū Ninpō, das Koto-Ryū koppō jutsu, das Gyokko-Ryū koshi jutsu, das Gyokushin-Ryū Ninpō und das Kumogakure-Ryū Ninpō.

Takamatsu mochte den Koto-Ryū, der Togakure-Ryū sagte ihm weniger zu. Der Koto-Ryū stärkte die Hände und Füße, vor allem die Finger und Zehen. Durch jahrelanges intensives Training, bei dem er seine Hände gegen Felsen und andere harte Gegenstände schlug waren seine Finger- und Fußnägel 4 bis 5 Millimeter dick, so dass er sie nicht mit einer normalen Nagelschere schneiden konnte. Er konnte damit die Rinde von einem Baum reißen. Er selbst sagte später, dass in der heutigen Zeit solche Waffen nicht mehr nötig seien.

An einem Sonntag Abend ging Takamatsu durch den Park an der Küste, als er zwei Kinder sah, die miteinander kämpften. Das eine Kind war ungefähr 8, das andere 12 oder 13. In dem Moment erschienen 4 Männer und halfen dem älteren Kind. Als einer der Männer das Kind schlug, griff Takamatsu ein und ging gegen die Männer vor. Er schaffte es alle vier zu vertreiben.

Später erfuhr er, dass die Männer professionelle Sumō-Kämpfer waren, und der eine ein Kämpfer war, den noch niemand besiegt hatte.

Takamatsu als Lokalheld

Im Alter von dreizehn Jahre besiegte er bei einer Straßenschlägerei, die ungefähr 60 furyō (straffällige, junge Leute) provoziert hatten, zehn der 60 Angreifer und schlug den Rest in die Flucht. Die Angreifer, die zum Teil mit Schwertern bewaffnet waren wollten ihn und einen Freund zwingen sich vor dem Anführer zu verbeugen. Takamatsu kniete sich nieder, griff nach einem Stein und schlug diesen auf den Fuß des Anführers. Der ging zu Boden und schrie laut auf. Die anderen griffen Takamatsu an. Es gelang ihm 5 bis 8 Angreifer unschädlich zu machen, als der Rest die Flucht ergriff. Am nächsten Tag kam ein Polizist zu seinem Haus und nahm ihn mit auf die Wache. Er wollte wissen wie viele noch mit dabei waren. Der Polizist wollte ihm nicht glauben, dass er die Angreifer alleine besiegt hatte, doch der Freund bestätigte dies, und gab an selber nicht gekämpft zu haben.

In der Zeitung stand am nächsten Tag: 13 Jahre alter judō-Experte schlägt mit Leichtigkeit 60 Gangster in die Flucht.

Der Sumō-Kampf

Zu dieser Zeit war Takamatsu auch bei einem Sumō-Ringkampf Zuschauer. Ein großer Kämpfer, der Oni no Yama (Dämonenberg) genannt wurde und schon viele Kämpfer besiegt hatte, kämpfte gegen Raiden (Blitz). Oni no Yama schmiss Raiden einfach zu Boden und warf ihn aus dem Ring. Takamatsu sprang auf und stieg in seiner normalen Kleidung in den Ring. Als er nach seinem Namen gefragt wurde sagte er, er hieße Akebono. Takamatsu besiegte Oni no Yama und noch acht weitere Männer. Dann kletterte ein Mann in den Ring der sich selber Osakayama nannte. Er war riesig und wog 112 Kilogramm. Takamatsu wog nur 59 Kilogramm. Die beiden kämpften hart, aber so sehr sich Takamatsu auch anstrengte, er konnte den schweren Mann nicht bewegen. Osakayama griff sein Handgelenk und drücke ihn heftig. Es gelang Takamatsu Osakayama aus dem Gleichgewicht zu bringen, so dass er aus dem Ring trat. Die Menge jubelte und warf ihre Sitzkissen in die Luft.

Am nächsten Tag kam Osakayama zu Takamatsus Vater und sagte ihm er sei ein professioneller Sumō-Ringer aus Osaka. Er wolle seinen Sohn zu einem Sumō-Ringer ausbilden. Doch Takamatsus Vater lehnte ab, weil sein Sohn Soldat werden sollte. Erst durch den Besuch hatte er erfahren, dass sein dreizehnjähriger Sohn einen professionellen Sumō-Ringer besiegt hatte.

Kampf gegen Karate-Schüler

Im Alter von fünfzehn Jahren bat ihn sein Meister gegen zwei Karateka des Musashi-Ryū anzutreten, die 27 und 28 Jahre alt waren. Der erste unterschätzte Takamatsu und wurde durch ein gyakunage besiegt.

Der andere Kämpfer war vorgewarnt und als Takamatsu ihn werfen wollte schlug er ihm im Fall noch gegen das rechte Ohr und den rechten Arm, woraufhin Takamatsu bewusstlos wurde.

Als der Kämpfer erfuhr, dass sein Gegner erst 15 Jahre alt war, war er sehr beeindruckt und sagte, das er ein weiteres Mal nicht gegen ihn gewinnen könnte, weil Takamatsu jetzt die geheime Technik des Musashi-Ryū (mushadori) kenne.

Durch den Kampf trug Takamatsu Zeit seines Lebens einen Gehörschaden am rechten Ohr davon, weshalb er später nicht auf die Militärschule aufgenommen wurde.

Im Alter von siebzehn Jahren erhielt er das menkyōkaiden der Takagi-Ryū von seinem Lehrer Mizuta Yoshitaru Tadafusa. Es war zu dieser Zeit nicht unüblichem einem Schüler schon früh das menkyōkaiden zu geben, damit er sich mehr anstrengte.

Training bei Ishitani

Takamatsu lernte im selben Jahr Ishitani Takakage Matsutaro kennen, der als Leibwächter in der Streichholzfabrik seines Vaters arbeitete. Ishitani, der in ganz Japan als berühmter Kämpfer bekannt war, richtete in der Fabrik ein kleines Dōjō ein und brachte Takamatsu das Kukishinden-Ryū happōhikenjutsu, das Gikan-Ryū koppō jutsu und einige andere Aspekte des Ninjutsu bei.

Als Takamatsu achtzehn Jahre alt war, holte er jeden Morgen 330 Gallonen (1 Gallone = 4.546 Liter) frisches Wasser für die Fabrik seines Vaters von einer Brunnenquelle. Die Quelle war am Fuße des Maruyama-Berges und 7 bis 8 Blocks von der Fabrik entfernt. Er musste fünf mal gegen, und jedes Mal 240 kg Wasser nach Hause tragen. Das stärkte seinen Körper sehr.

Der nächtliche Angreifer an der Brücke

Eines Tages erzählte ihm ein Mann aus der Fabrik, jemand habe ihn an der Shin bashi Brücke in der letzten Nacht aufgehalten. Immer wenn er ausgewichen sei, habe der Mann ihm wieder den Weg verstellt. Schließlich habe er ihn gegriffen und ins Wasser geworfen.

In der darauffolgenden Nacht überquerte Takamatsu die Brücke mehrmals ohne das etwas passierte. Er dachte sich, das der Angreifer ihn vielleicht kenne und verkleidete sich in der nächsten Nacht. Und wie erwartet verstellte ihm eine Person in der nächsten Nacht den Weg. Sie hatte einen Hut auf, der das Gesicht verbarg. Der Angreifer versuchte Takamatsu zu werfen, doch es gelang ihm nicht. Dann versuchte er ihn zu schlagen und zu treten, doch Takamatsu wich den Schlägen und Tritten aus. Als der Mann verwirrt war, schmiss Takamatsu ihn zu Boden und der Angreifer rannte davon. Bei der Flucht verlor er seinen Hut und Takamatsu erkannte, dass es ein Schüler von Meister Mizuta war. Er rief ihm nach er solle sich schämen seine Schule auf diese Weise zu beschämen.

Takamatsu erhielt von seinem Großvater Toda das menkyōkaiden der Shinden-fudo-Ryū, Togakure-Ryū, Kumogakure-Ryū, Gyokushin-Ryū, Koto-Ryū und Gyokko-Ryū. Bald darauf, 1909 starb Toda Shinryuken Masamitsu. Takamatsu wurde zum nächsten sōke ernannt.

Vor seinem Tod soll er zu Takamatsu gesagt haben: Selbst wenn du dem sicheren Tod gegenüberstehst, stirb lachend.

1910 stirbt auch Ishitani Takakage Matsutaro und Takamatsu wurde zum sōke der Gikan-Ryū und Kukishin-Ryū ernannt.

Reise nach China

Bald darauf kündigte er seinen Job in der Streichholzfabrik und reiste nach China, zum einen, weil er seine Fähigkeiten testen wollte, weil er mit seinem Leben unzufrieden war und weil er Geld verdienen wollte. In China war zu dieser Zeit eine unruhige Lage, viele Warlords kämpften um das Land.

Auf dem Weg nach China traf er in Korea Kim Kei-mei, der ihm achtzehn koreanische und chinesische Kampfkünste beibrachte.

Krankheit und Rückkehr

Dann wurde er krank und ging zurück nach Japan. Er wollte das Grab seiner Freundin Kogane besuchen und seiner Großmutter einen Besuch abstatten. Sie freute sich, als sie ihn sah und bot ihm an seine Krankheit bei ihr auszukurieren. Er war an Beriberi (Vitamin B1-Mangel, tritt bei vorwiegendem Genuss von geschältem Reis auf) erkrankt.

Doch nach einem Monat kam ein Bote, der ausrichtete das Takamatsus Vater die monatlichen Zahlungen an die Großmutter einstellen würde, wenn sie seinem Sohn weiterhin Unterschlupf gewähre. Takamatsu war sehr krank, die Krankheit hatte seine Lungen schwer beschädigt. Trotzdem konnte er nicht zulassen, dass seiner Großmutter Schaden zugefügt wurde und er verließ zwei Tage später das Haus nur mit seinen Kleidern am Leib.

Die Hütte in den Bergen

Seine Beine waren schwer und angeschwollen von der Krankheit, als er sich Richtung des Mayasan-Berges schleppte. Ohne sein Ninjutsu-Training hätte er schon nicht mehr laufen können. Auf Händen und Knien krabbelte er den Berg hinauf bis er an einen Wasserfall gelangte. Dort stand eine kleine Hütte, die ca. 4 Meter breit und lang war. Die Hütte war sehr luftig.

Am Fuß des Berges hatte er noch 2 Liter Reis eingekauft. Er hatte Streichhölzer vergessen und konnte deshalb kein Feuer machen. Doch er erinnerte daran, dass sein Meister ihm einmal erzählt hatte, dass es wichtig für einen Ninja sei, natürliches Essen zu sich zu nehmen. Also wusch er den Reis und legte ihn auf einen Stein. Durch die Sonne wurde der Reis mehlig, als Takamatsu ihn mit den Händen zerrieb. Er hatte nur ein Photo von Meister Toda bei sich, zu dem er redete. Als er daran dachte, dass alle seine Meister, Toda, Ishitani und Mizutani schon gestorben waren, schmeckte der rohe Reis für ihn, als sei es das Beste auf der Welt.

Er fühlte sich schon ein wenig besser und ruhte sich einige Tage lang aus. Nur die Vögel und der Wind leisteten ihm Gesellschaft.

Eines Abends rief jemand: Geh nach Hause!. Doch Takamatsu konnte niemanden sehen und schlief wieder ein.

Heilung durch einen Yamabushi

Nach einigen Tagen kam ein alter Mann zum Wasserfall und fragte, warum er Askese betriebe. Takamatsu antwortete, er wollte seine Krankheit auskurieren. Der alte Mann sagte, das sei nicht so schwer, er habe Beriberi und Bandwürmer im Bauch. Er sagte, dass er Takamatsu heilen könnte. Zuerst würde er die Bandwürmer bekämpfen. Er faltete seine Hände und murmelte einige Laute. Takamatsu war ein wenig verwundert, und fragte sich wie das helfen sollte. Dann stach er Takamatsu in den Bauch und sagte er würde in einigen Tagen wiederkommen.

Einige Tage später verspürte Takamatsu einen starken Schmerz in Bauch und erleichterte sich. Er fand zwei Bandwürmer in den Exkrementen. Nach zehn Tagen kehrte der alte Mann wieder zurück. Er sagte dieses Mal werde er das Beriberi heilen. Nach der Prozedur verschwand er, ohne ein Geräusch zu verursachen wieder.

Nach sieben Tagen schaffte Takamatsu es sich zu erheben. Er begann wieder Taijutsu zu trainieren und erlangte seine Kraft zurück. Er änderte seinen Namen Jutaro in Kikaku, um sich daran zu erinnern, dass er das, was er sich vorgenommen hatte, immer schaffen konnte.

Der yamabushi kehrte noch einmal wieder, um sich zu erkundigen, wie es Takamatsu ginge.

Zweite Reise nach China

Danach ging Takamatsu nach China zurück. Er blieb zehn Jahre lang in Nord-China und der Mandschurei.

In den Bergen von China wurde er einmal von einigen Banditen angegriffen. Einer der Übeltäter ergriff ihn an der Taille. Plötzlich begann er zu schreien und hielt sich das Gesicht. Takamatsu wusste nicht, was er dem Mann getan hatte, doch dann fühlte er etwas weiches, warmes in seiner Hand und er erkannte, dass es das Auge des Banditen war. Er gab dem Banditen Erste Hilfe und nahm dann Geld für die Hilfe entgegen.

Kampfkunstlehrer in China

Takamatsu in China. Hier links im Bild.

Takamatsu in China. Hier links im Bild.

Als Takamatsu 26 Jahre alt war, hatte er schon an den verschiedensten Orten in China in 19 Kämpfen gesiegt von denen nur 7 Wettkämpfe waren. Fürst Ren, der Onkel des Kaisers von China betrachtete Takamatsu wie seinen eigenen Sohn. Takamatsu war ein berühmter Lehrer, er hatte schon mehr als achthundert chinesische, japanische, amerikanische und französische Schüler trainiert. Jeden Tag trainierte er 70 bis 80 Schüler. Selbst in der Hitze des Sommers zeigte sich nicht ein Tropfen Schweiß bei ihm. Ein Meister des Shaolin Kung-Fu, Choshiryu aus der Provinz Santo forderte Takamatsu zweimal zu einem Wettkampf heraus, doch er lehnte jedes Mal ab.

Takamatsus Traum

In einer Nacht hatte er einen Traum. Ein riesiger, roter Dämon versuchte einen Schmetterling mit einer Eisenstange zu erschlagen. Doch der Schmetterling flog immer davon, bis der Dämon schwitzend zusammenbrach und genug rief.

Am nächsten Morgen erschuf er eine neue Technik. Als Choshiryu ihn wieder herausforderte nahm er an. Der Herausforderer war 37 Jahre alt und wog 112 Kilogramm, Takamatsu wog nur 74 Kilogramm. Das Turnier fand in einer englischen Siedlung statt. Takamatsu wich 2 Stunden lang den Schlägen und Tritten von Choshiryu aus. Als der immer langsamer wurde und der Schweiß von seiner Stirn tropfte sah Takamatsu seine Zeit gekommen und wollte angreifen.

Doch Fürst Ren stoppte den Kampf, weil alle sahen, dass Choshiryu keine Chance mehr hatte. Nach dem Turnier beglückwünschten sie sich gegenseitig und tranken auf ihre neue Freundschaft.

Als Takamatsu zurück nach Japan kam wurde er zum Kopf der Nippon Minkoku Seinen Botoku Kai (Japanische Kampfkunstorganisation).

Mönch des Tendai

Er begab sich zum Berg Hiei bei Kyōto um ein Mönch im Tendaikloster zu werden. Vielleicht versuchte er auf diese Weise seine Jugendsünden zu tilgen.

Er wurde zu einem angesehenen Mönch und Repräsentant des Klosters und beschäftigte sich auch intensiv mit Shintō und mikkyō.

Die Kuki-Familie hatte in seiner Abwesenheit das menkyōkaiden des Kukishin-Ryū auf Iwami Nangaku übertragen, weil sie glaubten er käme nicht mehr nach Japan zurück.

Im Zweiten Weltkrieg wurden die Schriftrollen der Kuki-Familie bei einem Bombenangriff der Alliierten durch ein Feuer zerstört. Takamatsu rekonstruierte die Schriftrollen durch seine Notizen und seine Erinnerungen und präsentierte sie der Kuki-Familie 3 Jahre später. Dafür erhielt er die Erlaubnis eine Unterschule zu erschaffen, die Kukishinden-Ryū.

Heirat und Gründung eines Dōjō

Er heiratete die 23 Jahre alte Uno Tane und adoptierte ein Mädchen, Yoshiko, weil ihnen keine eigenen Kinder vergönnt waren.

Er gründete ein kleines Dōjō, das Sukisha Dōjō (Platz für Leute, die Kriegskünste lieben) und trainierte mit einer kleinen Gruppe Schüler. Einige davon waren Koba Koshiro, Sato Kimbei, Hanaoka Nangaku, Ueno Takashi, Takeuchi Kikakusai, Kimura Masaharu, Fukumoto und Akimoto Fumio.

Er leitete ein kleines Teehaus und ein Hotel in Kashiwabara in der Region Nara.

Hatsumi

Takamatsu Sensei mit seinem Schüler Hatsumi.

Takamatsu Sensei mit seinem Schüler Hatsumi.

1958 nahm er einen neuen Schüler an, der Hatsumi Yoshiaki hieß und 26 Jahre alt war. Die nächsten fünfzehn Jahre lehrte er nur noch Hatsumi, der jedes Wochenende durch Japan zu seinem Lehrer reiste. Takamatsu lehrte Hatsumi Sachen, die er noch nie vorher einem Schüler beigebracht hatte. Ein paar Jahre vor seinem Tod sagte er zu Hatsumi: Ich habe dir alles beigebracht, was ich weiß und damit Toda Sensei, Ishitani Sensei und Mizuta Sensei ihre Güte zurückgezahlt. Er entschied, sein Erbe in die Hände von Hatsumi zu legen, weil dieser am besten geeignet sei.

Die Herausforderung

In den späten 60ern schrieb Takamatsu einen Artikel in dem er sagte: Wenn man kämpft, muss man sich darauf vorbereiten, von einem Angreifer getötet zu werden oder ihn zu töten.

Daraufhin gab ein japanischer Karate-Lehrer im Fernsehen ein Interview und sagte, das was Takamatsu gesagt hätte, sei heute nicht mehr zeitgemäß und nannte ihn einen alten Mann, dessen Zeit abgelaufen sei.

Takamatsu sah dies als eine Herausforderung an und sagte seinerseits im Fernsehen, er sei noch weit vom Ende entfernt und nehme die Herausforderung an. Er würde dem Mann drei Tage geben sich öffentlich zu entschuldigen oder er werde gegen ihn kämpfen und ihn töten. Der Karate-Lehrer entschuldigte sich öffentlich.

Noch bis zu seinem achtzigsten Lebensjahr trainierte Takamatsu Kampfkünste, danach beobachtete er nur noch das Training von Hatsumi.

Tod

Am 2.4.1972 verstarb er in seinem Haus in Nara (östl. von Osaka) und wurde auf dem Kumedra Friedhof nahe Nara begraben.

Hatsumi entschied im Andenken an seinen Lehrer sein Dōjō Bujinkan Dōjō zu nennen, was Die Halle des göttlichen Kriegers bedeutet.

Erst nach seinem Tod erfuhren die Nachbarn von seinem bewegtem Leben und waren sehr beeindruckt. Nur wenige wussten, dass er ein Ninja war.

Takamatsu Toshitsugu: Die Biographie einer Kampfkunstlegende

Text: Stefan Imhoff